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Artikel über Leistenbruch

Ostschweizer Tagblatt vom Donnerstag, 09. Juli 1998



Leistenbruch-Operation „nach Mass“

Spital Rorschach behandelt mit modernster Technik, jedoch auf individuelle Bedürfnisse abgestimmt

Bei der Behandlung des Leistenbruchs, einer der häufigsten Aufgaben für Chirurgen, wird in unserer Region die neueste Methode sehr kontrovers diskutiert. Sie wird auch im Spital Rorschach angewendet – in jenen Fällen, für die sie klare Vorteile bietet.

Der Chefarzt Chirurgie, Dr. Andreas Olah, informiert über die Behandlung von Leistenbrüchen am Spital Rorschach.

Operation nach Lichtenstein

1984 begann im Lichtenstein Hernia Institut am Sunset Boulevard in Los Angeles eine kleine Revolution in der Behandlung der Leistenhernie, die nun auch uns erreicht hat. Bei früheren Techniken (Shouldice oder Transversalisplastik) wurde das eigene Gewebe unter Spannung doppelt vernäht. Das führte nach dem Eingriff zu starken Schmerzen, nicht selten mussten die Patienten einige Tage gebückt gehen. Die Verheilung des Gewebes musste abgewartet werden. Für sechs Wochen durften keine Lasten über zehn Kilogramm getragen werden. Dies führte bei vielen Patienten zu langer Arbeitsunfähigkeit. Bei älteren Patienten ist zudem das eigene Gewebe erschlafft, so kam es trotz der doppelten Vernähung zu Rückfällen, das heisst neu aufgetretenen Brüchen. Die Idee von Lichtenstein war nun, die Bauchwand durch ein Kunststoffnetz zu verstärken, statt, wie erwähnt, das eigene Gewebe zu verwenden. Für Chirurgen erstaunlich war das Konzept, das Netz einfach aussen aufzunähen. Die Resultate der Methode sind aber so gut, dass sie heute weltweit verbreitet ist.

Operation unumgänglich

Es wurden viele Versuche unternommen, bei der Behandlung des Leistenbruchs ohne Operation auszukommen. Die ausgeklügeltsten Bruchbänder wurden entwickelt. Keine dieser Methoden führte zum Ziel. Die Operation ist nicht nur nötig, weil der Leistenbruch Beschwerden verursacht beim Stehen. Es besteht auch die Gefahr der Darmeinklemmung, welche einer Notoperation bedarf und eine schwerwiegende, gefürchtete Komplikation darstellt.

Netz nur bei Bedarf

Bei den häufigen Leistenbrüchen von Neugeborenen oder kleinen Knaben würde es niemandem in den Sinn kommen, ein Netz einzusetzen. Das eigene Gewebe ist hier elastisch genug. Es braucht auch keine Doppelung. Ähnliche Verhältnisse findet man oft auch bei jungen Erwachsenen vor, so dass auch hier der Einsatz eines Netzes nicht nötig ist, um ein gutes Resultat zu erreichen. Liegen aber besondere Verhältnisse vor, zum Beispiel wenn der Patient übergewichtig ist oder bei starker Beanspruchung durch körperliche Arbeit, so ist es sinnvoll, bereits hier ein Netz zu verwenden. Bei Erwachsenen ab 40 bringt die Verwendung des Netzes aus Gründen der erwähnten Gewebe-Ermüdung sicher meist Vorteile.



Keine Komplikationen

Das Einsetzen des Kunststoffnetzes wurde mit den Brustprothesen aus Silikon verglichen, wo Spätkomplikationen aufgetreten sind. Dieser Vergleich ist insofern nicht ganz korrekt, als beim Kunststoffnetz keine neuen Materialien verwendet werden. Zwar ist die Operationstechnik neu, das für das Netz verwendete Material wird jedoch in Form von Fäden und Gefässersatz bereits sei Jahrzehnten benutzt. Noch nie hat man eine ungünstige Reaktion des Gewebes auf dieses Material festgestellt. Hingegen hat man die Beobachtung gemacht, dass das Netz schrumpft. Dies kann bei falscher Einlage zu gewissen Beschwerden führen.

Ambulant oder stationär

In Amerika werden fast alle Leistenbruch-Operationen ambulant durchgeführt. Amerika hat aber auch ein anderes Gesundheitssystem. Patienten, die nach einer Leistenbruch-Operation einige Tage im Spital bleiben, müssen die astronomischen Kosten selbst bezahlen. Bei uns ziehen es viele Patienten vor, anschliessend an diese Operation in diesem sensiblen Bereich sich noch ein oder zwei Tage im Spital zu erholen. Andere drängen bereits am nächsten Tag zur Arbeit. Es gilt, diesen individuellen Bedürfnissen Rechnung zu tragen.

Individuelle Lösung

All die erwähnten Gründe zeigen, dass auch für so ein alltägliches Krankheitsbild wie den Leistenbruch nicht einfach ein Patentrezept anwendbar ist. Oft ist eine Netzeinlage sinnvoll, dann führen wir diese routinemässig durch. Die Form der Anästhesie und die Dauer des Spitalaufenthaltes müssen ebenfalls im persönlichen Gespräch zwischen Arzt und Patient ermittelt und den persönlichen Bedürfnissen angepasst werden – insbesondere in einem Krankenhaus wie dem Spital Rorschach, das sich der Grundversorgung der Bevölkerung der Region verpflichtet fühlt.


 

Leistenbruch-Operation "nach Mass" Artikel im Tagblatt 9.7.1998

Frühere

unter anderen:

Hat die trunkale Vagotomie noch ihre Berechtigung?
A.Olah,P.Buchmann,F.Largiader
Helv.chir.Acta 55,571-576,1988

Die chirurgische Therapie der frischen Pfortaderthrombose
A.Olah,M.Decurtins,F.Largiader
Helv.chir.Acta 57,51-55;1990

Natürlicher Verlauf und prophylaktische Operation
beim femoro-poplitealen Aneurysma
A.Olah,C.Duff,S.Radimsky,U.Brunner
Z.Herz-,Thorax-,Gefässchir.,5,244-246,1991

Zur Operationsindikation pulmonaler AV-Fisteln
beim M. Osler
A.Olah,T.Carrel,U.Niederhauser,A.Luethy,M.Turina
Schweiz.med.Wschr.,121,Suppl.36,27